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Unternehmer:innen im Portrait | Interview
Thomas Marsen
Foto: Privat

Thomas Marsen, Marsen & Partner GmbH

Das Or­ches­ter eines gro­ßen Events be­steht aus vie­len In­stru­men­ten: Tech­nik, Lo­gis­tik, Ca­te­ring, Künst­ler­ma­na­ge­ment und mehr. Ein Mann, der all diese Teile seit fast drei Jahr­zehn­ten naht­los zu­sam­men­führt, ist Herr Tho­mas Mar­sen. Seine Reise be­gann 1994 mit der Grün­dung von Mar­sen & Part­ner GmbH, einer Firma, die be­ein­dru­ckende Musik- und Spor­t­e­vents or­ga­ni­siert hat. Mit der Zeit hat sich die Un­ter­neh­mens­land­schaft er­wei­tert und di­ver­si­fi­ziert, wobei jede Neu­grün­dung einen spe­zi­fi­schen Fokus, wie die E&M Mar­ke­ting GmbH, ver­folgt hat.

Neben dem be­ein­dru­cken­den Port­fo­lio ist es die Fair­ness und der re­spekt­volle Um­gang, die im Zen­trum sei­ner Un­ter­neh­mens­phi­lo­so­phie ste­hen. Mit Hun­der­ten von Ver­an­stal­tun­gen in Deut­sch­land und Ös­ter­reich unter sei­nem Gür­tel, setzt Mar­sen stets dar­auf, nicht nur neue, son­dern auch zu­frie­dene Be­su­cher zu ge­win­nen. In un­se­rem be­vor­ste­hen­den In­ter­view tau­chen wir tief in die Welt von Herrn Mar­sen ein.

Herr Marsen, wie hat alles 1994 angefangen? Welche Vision verfolgten Sie zu Beginn mit der Gründung von Marsen & Partner GmbH?

Es begann mit Leidenschaft zum Hallen-Fußball. Da ich auf dem großen Feld nie so gut war, aber in der Halle immer mit zu den Besten gehörte, ging ich in Oldenburg immer gern in die Weser-Ems-Halle zum großen Hallen-Turnier. Dort kamen interessante Bundesliga-Mannschaften, gegen die dann unser heimischer VfB Oldenburg spielte. Dies war immer ein unterhaltsamer Zeitvertreib in der Winterpause und man sah immer großen Bundesliga-Fußball in seiner Heimatstadt. Das Turnier wurde immer vom ehemaligen Bundesliga-Torhüter von Werder Bremen veranstaltet, der das Turnier zu meiner großen Enttäuschung im Januar 1993 wegen des Absprungs seines Hauptsponsors kurzfristig absagen musste. Völlig naiv und ahnungslos habe ich mir dann gesagt, wenn ein bekannter Star so ein Turnier ausfallen lassen kann, dann kann der unbekannte Thomas, den keine Sau kennt, so ein Turnier im schlimmsten Fall auch ausfallen lassen.  

Ich hatte damals keine besondere Geschäftsidee oder Business-Plan, ich habe mir nur ein paar Zahlen in meinem Kopf schöngerechnet und ausgemalt, wie es wirtschaftlich laufen könnte. Natürlich kam es dann anders als ich dachte, damals gab es vom Deutschen Fußball-Bund noch die Hallen-Masters-Serie, wo die besten 15 Turniere Deutschlands zugehörten. Die besten 15 Turniere wurden nach einem bestimmten Ranking-Verfahren ermittelt, wo man den Druck hatte, hochklassige Mannschaften zu verpflichten. In meinem Startjahr wurde allerdings die Zahl der Masters-Turniere von 15 auf acht reduziert, was mir das Leben nicht einfacher machte. Mit einem großen Glücksgriff kam das Oldenburger Turnier aber unter die ersten Acht in Deutschland. 

Als mein Turnier im Januar 1994 immer näher rückte, wurde immer mehr klar, dass sich mein Minus auf mindestens 100.000 DM belaufen dürfte, denn von Sponsorensuche hatte ich nicht wirklich die Ahnung und merkte irgendwann, dass es den großen Firmen nur um TV-Zeiten und Einschaltquoten ging. Wie der Zufall es dann wollte, ging damals DSF (heute Sport1) neu auf Sendung und die hatten die TV-Rechte für Hallen-Fußball erworben. Die Vermarktung erfolgte über den DFB und jedes Masters-Turnier bekam damals 200.000 DM ausgeschüttet, somit wurde aus Minus über Nacht ein dickes Plus. Wie dann alles weiterging, würde ein dickes Buch füllen und hier den Rahmen sprengen. 

Wie man sieht, war die einzige Vision, endlich wieder vernünftigen Hallen-Fußball in meiner Heimatstadt zu sehen. Mir ging es am Anfang nur darum und nicht ums Geld, ist ja zum Glück noch einmal gutgegangen. Dass ich jetzt schon 30 Jahre im Veranstaltungs-Business tätig bin, war damals nicht geplant und abzusehen. 

Der Name „Marsen & Partner“ hat übrigens eine ganz andere Geschichte, als es mit diesem Namen begann: Während meiner Bundeswehrzeit wollte ein Kamerad mit mir immer mal eine Disco mieten, um dort eine kommerzielle Party zu veranstalten, dazu kam es allerdings mangels Eigeninitiative nie. Als ich mit der Planung des Hallen-Fußball-Turniers begann und die Weser-Ems-Halle eine Mietanzahlung in Höhe von 20.000 DM verlangte, ich aber nur 7.000 DM hatte, sagte ich zu meinem ehemaligen Kameraden, dass wir jetzt eine große Party veranstalten und er mit 13.000 DM einsteigen kann. Er löste dann seinen Bausparvertrag auf und gab mir das fehlende Geld, namentlich wollte er nicht in Erscheinung treten und deshalb der Zusatz „Partner“. Als es sich abzeichnete, dass alles auf einen dicken Verlust hinausläuft, war er weg und nicht mehr erreichbar. Durch Zufall hatte ich meinen heutigen Partner in dieser aufregenden Zeit kennengelernt und wir haben irgendwann gemerkt, dass wir beide auf einer Wellenlänge sind. Als alles wieder gut war, tauchte mein Gründungspartner plötzlich wieder auf und ich habe ihm freundschaftlich seinen Anteil ausgezahlt und ab dann mit meinem heutigen Partner fast alle Veranstaltungen gemeinsam durchgeführt.

Die Zahlen sind beeindruckend: Über acht Millionen Menschen haben Ihre Veranstaltungen besucht. Welches Ereignis oder welche Veranstaltung sticht für Sie persönlich am meisten heraus?

Natürlich die erste Veranstaltung, das Hallen-Fußball-Turnier in Oldenburg. Auch die erste Musikparade 2002 in der Arena Oberhausen bleibt unvergessen. Irgendwie ist es wie in allen Facetten des Lebens: Das erste Mal vergisst man nicht. 

Insgesamt habe ich jetzt mehr als 1.000 Live-Events durchgeführt, da sind so viele Dinge passiert, was ein eigenes Buch werden könnte. Die ersten vier Jahre habe ich ja mit meiner Agentur im Winter immer großen Bundesliga-Fußball mitgemischt, dort bin ich auf viele ehemalige Fußball-Stars getroffen, die mittlerweile außerhalb des Platzes etwas zu sagen hatten. Von den meisten hatte ich als Kind Autogramme gesammelt habe, auf einmal habe ich mit denen an einem Tisch gesessen und über sechsstellige Summen verhandelt, das war für mich als Externer dieser Szene vorher unvorstellbar. Allerdings habe ich schnell gemerkt, dass die großen Namen auch nur mit Wasser kochen und einige doch zu oft mit dem Kopf gegen den Ball gekommen sind. 

Bei der Musikparade kam mal der Busfahrer eines tschechischen Orchesters zu mir und fragte, ob ich einen Liter Kondensmilch für ihn hätte. Ich habe ihn dann zum Catering begleitet und ihm seine Kondensmilch überreicht. Auf meine Frage, was er damit vorhat, kam dann für mich doch eine mehr als überraschende Antwort: Die Bremsen vom Bus haben keine Bremsflüssigkeit mehr und Kondensmilch wäre ein guter Ersatz. Ob das wirklich funktioniert, kann ich nicht sagen, passiert ist dann bei der Weiterfahrt zum Glück nichts.

Wie schaffen Sie es, die gesamte Durchführung von der Konzeption bis zum Ticketing in der eigenen Hand zu behalten, und was sehen Sie als größte Herausforderung in diesem Prozess?

In erster Linie braucht man ein funktionierendes Team, da wir seit 20 Jahren selbst zum Veranstaltungs-Kaufmann ausbilden, hat man hier natürlich alles in der Hand, um sich sein Team aufzubauen und zu entwickeln. Alles ist ein Prozess, der in den Jahren gewachsen ist und sich immer weiterentwickelt hat. Sowas entsteht nicht über Nacht, erst recht nicht, wenn man das nie gelernt hat und sich alles autodidaktisch beibringt. Aber in allen Dingen habe ich gemerkt, dass man wirklich mit der Aufgabe wächst und alles möglich ist. Im Organisatorisch ist es unterm Strich fast egal, ob man in eine kleine Halle geht oder ins Stadion. Die Schritte sind alle mehr oder weniger gleich, lediglich auf der finanziellen Seite geht es um ein paar Nullen am Ende mehr und die Risiken steigen entsprechend. Für mich ist immer wichtig, dass alle Bausteine in der eigenen Hand sind und man nicht abhängig ist von irgendwelchen durchgeknallten Stars und Sternchen. Es ist immer eine Frage der Organisation, wer keine Disziplin und logisches Denkvermögen mitbringt, sollte besser Künstler werden und sich von erfahrenen Veranstaltern auf die Bühne stellen lassen.

»In erster Linie braucht man ein funktionierendes Team«Wie wählen Sie die Standorte für Ihre Veranstaltungen aus, insbesondere bei so vielen potenziellen Städten in Deutschland und Österreich?

Zuerst konzentriert man sich meist auf die großen Städte oder großen Hallen. In der Praxis ist es dann so, dass es schon viel Tüftelei bedeutet einen passenden Tournee-Plan hinzubekommen. Da wir nicht die einzigen Mieter in den Hallen sind, muss man schauen, wie es mit dem Routing unserer Tour aussieht und noch Termine zu haben sind. Es ist in unserem Fall nicht möglich, innerhalb von drei Tagen mit 400 Musikern über Nacht von Stuttgart nach Hamburg zu fahren und dann weiter nach Nürnberg. Es kommt der Auf- und Abbau in den Hallen hinzu, was unglaublich viel Zeit kostet, also muss man sehen, dass der Abstand möglichst nicht mehr als 200 Kilometer beträgt.

Was macht die Marsen & Partner GmbH besonders, wenn man sie mit anderen Veranstaltungsagenturen vergleicht?

Der einzige Unterschied, den ich zur Mehrheit klassischer Agenturen sehe, ist, dass alles von A bis Z in unserer Hand liegt. Die Masse klingt sich bei Tournee-Veranstaltern ein und bucht dann bei geringer Marge für deren örtlichen Markt das jeweilige Konzert. Dies ist mit großen Risiken verbunden und am Ende verdienen meist nur die großen Tournee-Veranstalter und die Künstler greifen sowieso den größten Teil der Einnahmen ab. Wir buchen alles direkt und gestalten auch die Programme selbst, was für uns eine enorme Freiheit und Flexibilität bedeutet.

»Der einzige Unterschied, den ich zur Mehrheit klassischer Agenturen sehe, ist, dass alles von A bis Z in unserer Hand liegt.«Sie erwähnten Fairness und einen respektvollen Umgang als zentrale Werte Ihres Unternehmens. Wie stellen Sie sicher, dass diese Werte in Ihrem täglichen Geschäftsbetrieb eingehalten werden?

Wie das gelingt, kann ich gar nicht sagen, das kommt einfach so. Mein Motto ist „Leben und Leben“ lassen, das ist ja schon mal für die Beteiligten sehr fair, wenn sich alle daran halten. Ich bin auch niemand, der versucht, Menschen zu manipulieren oder umzubiegen. Ich nehme jeden wie er ist, und wenn es überhaupt nicht passt, was sehr selten vorkommt, dann findet man für beide Parteien auch vernünftige Lösungen. Es mag vielleicht naiv sein, und manchmal bin ich es wohl auch, aber ich gehe bei allen Menschen erst einmal vom Guten aus und gehe das Risiko ein, in dem ich volles Vertrauen schenke. Meine Erfahrung zeigt, man wird wirklich in den seltensten Fällen enttäuscht. 

Die Musikparade GmbH wurde 2009 gegründet. Wie kam es zur Entscheidung, diese Tournee in ein separates Unternehmen zu überführen, und welche Rolle spielt sie heute in Ihrer Firmengruppe?

Die Musikparade ist unser Hauptstandbein und wir haben 2007 eine Größenordnung erreicht, wo es aus verschiedenen Gründen besser war, die Musikparade auf eigene Beine zu stellen. Die Marsen & Partner GmbH experimentiert auf verschiedenen Gebieten, die teilweise gar nichts mit Veranstaltungen zu tun haben und somit lag eine Ausgliederung auf der Hand. 

Mit welchen Herausforderungen in der Veranstaltungsbranche sehen Sie sich derzeit konfrontiert, und wie gehen Sie diese an?

Nach Corona sind wir mit einer großen Portion Ungewissheit gestartet und auch heute wissen wir nicht, wie die Leute wirklich bereit sind wieder Tickets in den gewohnten Massen zu kaufen. Die großen A-Stars müssen sich da keine Gedanken machen, das wird immer laufen. Aber die nicht so bekannten Künstler oder Nischen-Themen werden wohl noch zwei Jahre kämpfen müssen, da trägt jetzt aber auch der Krieg, Energiekrise und Inflation zu bei. Die Leute achten im Moment einfach mehr auf Ihre Ausgaben. Brot und Spiele funktionierte bisher gerade in Krisenzeiten ja immer gut. Im Moment habe ich deshalb auch das Gefühl und die Hoffnung, dass die Leute bei den größeren Investitionen zurückhaltend sind und sich lieber zwischendurch mal eine Flucht aus dem Alltag gönnen, sei es der Restaurantbesuch und die Eintrittskarte für das Kino oder Konzert. 

»Brot und Spiele funktionierte bisher gerade in Krisenzeiten ja immer gut.«Nach mehr als 25 Jahren in der Branche, gibt es noch Ziele oder Visionen, die Sie mit Marsen & Partner GmbH erreichen möchten?

Wie bereits erwähnt, experimentiert die Marsen & Partner GmbH öfter mal mit neuen Themen herum. Auch im Immobilienbereich oder E-Commerce sind wir unterwegs, da sind wir aber wieder beim Thema Leidenschaft und Spaß und da lande ich am Ende immer wieder in der Veranstaltungsbranche. Laut Personalausweis bin ich nicht mehr der Jüngste, habe aber noch ein großes Thema im Kopf, welches ich auch gerade versuche umzusetzen. Hier geht es um meine wirtschaftlichen Wurzeln, dem Fußball. Eine Idee, die ich seit 15 Jahren mit mir rumschleppe und bisher niemand umgesetzt hatte. Leider habe ich es zu lange vor mir hergeschoben, jetzt hat es jemand im Ausland sehr erfolgreich in abgewandelter Form umgesetzt und Deutschland wird damit auch in Kürze erobert. Nachweislich hatte ich letzten Winter mit der Planung begonnen und der Erfolg der anderen gibt mir insofern recht, dass ich mit meiner Idee nicht ganz so falsch lag. Wie gesagt, mein Konzept ist noch etwas anders, leichter dürfte es durch die Marktbegleiter wahrscheinlich nicht werden. Aber bei meiner damaligen Gründung lag ich ja schon mal bis zur 89. Minute zurück und konnte am Ende als Sieger vom Platz gehen. Und sonst sage ich mir: Mal gewinnt man, mal verliert man und zumindest habe ich es dann gemacht, bevor da später im Schaukelstuhl irgendwelche Vorwürfe in mir aufkommen.

Schließlich, was würden Sie einem jungen Unternehmer, der in die Veranstaltungsbranche einsteigen möchte, auf den Weg geben?

Mein Motto war und ist immer: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Gehe Risiko ein und sei dir bewusst, dass die Wahrscheinlichkeit zu scheitern, größer ist als zu gewinnen. Riskiere nur, was du mit dir selbst vereinbaren kannst und mache möglichst nur das, woran du auch wirklich Spaß hast. Das Schöne an unserer Branche ist, dass es kein Tod auf Raten gibt. Wenn du ein klassisches Unternehmen gründest und damit keinen wirtschaftlichen Erfolg hast, kannst du dich über einen längeren Zeitraum immer noch irgendwie über Wasser halten und das Ende künstlich hinauszögern. Du kannst Geld nachschießen, Rechnungen liegen lassen und auf bessere Zeiten hoffen, Kosten einsparen und auch noch mehr arbeiten. In vielen Fällen hilft es aber nicht, weil das Geschäftsmodell einfach nicht passt, und man hat dann noch mehr Geld verbrannt als ursprünglich geplant. In der Veranstaltungsbranche gibt es den einen Tag, an dem die Veranstaltung stattfindet, wenn ich bis zu diesem Tag nicht genug Tickets verkauft habe, war`s das. Ab dann musst du auch nicht mehr Löcher stopfen oder dich auf sonstigen Mist konzentrieren, du kannst, womit auch immer, ganz neu von vorne beginnen.

Fakten in Kürze:
Thomas Marsen, Marsen & Partner GmbH
Standort: Oldenburg
Branche: veranstaltet Musik-, Sport- und Businessevents
Gründung: 1994
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