Reiner Meutsch, FLY & HELP
Reiner Meutsch, ehemaliger Geschäftsführer des Reiseveranstalters Berge & Meer, erfüllte sich einen Lebenstraum: Meutsch tauschte seinen Schreibtisch gegen das Cockpit eines Kleinflugzeuges, um einmal die Erde zu umfliegen. Im Januar 2010 startete der Manager aus dem Westerwald als zehnter Deutscher mit einem Kleinflugzeug zur Weltumrundung, bei der er zugleich Hilfsprojekte in Ghana, Ruanda, Indien, Indonesien sowie Brasilien besuchte und unterstützte.
Zu diesem Zweck gründete er in 2009 die Reiner Meutsch Stiftung FLY & HELP.
„Ich bin in meinem Beruf viel gereist. Meist stand die Frage nach der touristischen Vermarktung im Vordergrund. Doch viele Traumreiseziele bieten den Einheimischen gar keine traumhaften Bedingungen. Besonders tragisch finde ich es, wenn Kinder keinen Zugang zu Schulbildung haben – und damit keine Perspektive“, so Reiner Meutsch. „Daher habe ich während meiner Weltumrundung Bildungsprojekte für Kinder unterstützt.“
Hauptziel von FLY & HELP ist die Förderung von Schulbildung. Mit Hilfe der Spenden errichten wir schwerpunktmäßig neue Schulen in Entwicklungsländern. Die fünf Projekte während der Weltumrundung von Reiner Meutsch waren erst der Anfang einer langfristig angelegten Bildungskampagne der Stiftung.
Erfahren Sie mehr über Reiners Reisen, seine Einsichten und die anhaltenden Bildungsbemühungen seiner Stiftung in unserem exklusiven Gespräch.
Nachdem ich mit meinem Geschäftspartner Berge & Meer zu einem Marktführer im Reise-Direktvertrieb in Deutschland entwickelt hatte, reflektierte ich meine persönliche Zufriedenheit und dachte daran, dass mein Vater seinen Lebenstraum nie erfüllen konnte, weil er schon mit 58 Jahren starb. Dies führte mich zu der Erkenntnis, dass ich meine eigenen Träume rechtzeitig verfolgen muss. Ich verkaufte meine Unternehmensanteile, ließ mich zum Piloten ausbilden und eröffnete durch meine Stiftung FLY &HELP Kindern Bildungschancen.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus Herr Meutsch?
Mein Tag besteht oft aus Reisen zu unseren Schulprojekten und dem Zusammentreffen mit unseren Spendern. Zudem treffe ich mich regelmäßig mit Interessenten unserer Stiftung und arbeite eng mit meinem Team zusammen. Meine Wochenenden sind oft mit öffentlichen Veranstaltungen, meiner Radiosendung oder TV-Auftritten gefüllt.
»Doch viele Traumreiseziele bieten den Einheimischen gar keine traumhaften Bedingungen.«Wie sehr nehmen Soziale Medien Einfluss auf Ihren Alltag, aber auch auf Ihre Projekte? Nutzen Sie als Privatperson Social-Media-Kanäle?
Unsere Stiftung FLY & HELP ist in den sozialen Medien präsent, um die Aktivitäten und Fortschritte zu teilen. Meine Mitarbeiter managen diese Plattformen. Privat bin ich gelegentlich auf Clubhouse aktiv, finde jedoch wenig Zeit für eine intensive private Social-Media-Präsenz.
Vom Manger – zur Weltumrundung mit dem Kleinflugzeug – zum Gründer einer Stiftung, die Schulen in Entwicklungsländern baut. Wie passt all das zusammen?
Auf meinen Reisen sah ich oft die Diskrepanz zwischen Touristenparadiesen und den realen Lebensbedingungen der Einheimischen. Besonders berührte mich der fehlende Bildungszugang für Kinder. Mit der Verbindung meiner Leidenschaft für das Fliegen und dem Wunsch, zurückzugeben, entstand die Vision, Bildung durch den Bau von Schulen zu fördern.
»Besonders berührte mich der fehlende Bildungszugang für Kinder.«Wie läuft denn so ein Projekt, ein neuer Schulbau ab? Wer legt fest, wo das neue Projekt entstehen soll?
Wir kooperieren mit erfahrenen Organisationen in unseren Projektländern. Diese Partner, in Absprache mit den Bildungsministerien, identifizieren die Gebiete mit dem größten Bedarf. Jedes vorgeschlagene Projekt wird sorgfältig geprüft, bevor es unseren Spendern vorgestellt wird. Nach Fertigstellung wird die Schule meist an die lokale Regierung übergeben.
Wie kann man Ihre Projekte unterstützen Herr Meutsch?
Es gibt viele Möglichkeiten, unsere Projekte zu unterstützen, sei es durch die Finanzierung eines ganzen Schulbaus oder auch durch kleinere Beiträge. Jede Spende, egal ob groß oder klein, trägt dazu bei, Kindern eine bessere Zukunft durch Bildung zu bieten.
Für Ihr außerordentliches Engagement haben Sie im September 2020 das Bundesverdienstkreuz verliehenen bekommen – was bedeutet das für Sie?
Diese Auszeichnung ist eine besondere Anerkennung, nicht nur für mich, sondern auch für mein Team. Es motiviert uns weiterhin, mit voller Hingabe für unsere Mission zu arbeiten.
In meiner Freizeit genieße ich Spaziergänge am Rhein mit meiner Lebensgefährtin und unserem Hund Yoshi, Kinobesuche und Reisen. Mein Heimatort Kroppach liegt mir sehr am Herzen und ich verbringe dort gerne Zeit mit Freunden.
Warum Rheinland-Pfalz, Herr Meutsch? Wie sehr, sind Sie hier beheimatet, verwurzelt, gebunden?Ich schätze die Vertrautheit und Nähe meiner Heimat im Westerwald. Trotz meiner vielen Reisen freue ich mich immer, nach Hause zu kommen, insbesondere da ich tief mit meiner Familie und Freunden hier verwurzelt bin.
Zwischen Wirtschaftskriese und Corona-Pandemie: Wie behalten Sie einen klaren Kopf? Wie sehr beeinflussen diese zwei Dinge aber auch Ihre Projekte?Ich bin grundsätzlich optimistisch eingestellt. In schwierigen Zeiten konzentriere ich mich auf die Aspekte, die ich beeinflussen kann. Unsere Projekte wurden sicherlich beeinflusst, aber ich versuche stets, unsere Mission in den Mittelpunkt zu stellen und mit meinem Team Lösungen zu finden.