Jürgen Weiss, Interweave Mediadesign
In unserer Interview-Reihe möchten wir Ihnen Herrn Weiss vorstellen, den visionären Gründer von Interweave-Media. Während viele von uns träumen, den gewohnten Rahmen zu verlassen und in entfernten Ländern neue Pfade zu beschreiten, hat Herr Weiss genau das getan – mit einem Twist. Ursprünglich von dem Gedanken inspiriert, nach Schweden zu ziehen und dort ein neues Leben zu beginnen, verwandelte er diesen Traum in eine unternehmerische Vision: die Gründung einer Agentur, die sich der Kunst des Grafikdesigns und Layouts widmet.
Interweave-Media steht nicht nur für kreatives und innovatives Design. Die Agentur symbolisiert auch Herrn Weiss‘ Mut, Risiken einzugehen und neue Horizonte zu erkunden. In einer Zeit, in der das Konzept des "Remote-Arbeitens" noch in den Kinderschuhen steckte, war seine Idee, von Schweden aus international tätig zu sein, wegweisend.
Das Herzstück dieses Interviews ist jedoch nicht nur die Entstehungsgeschichte von Interweave-Media. Herr Weiss gibt uns tiefe Einblicke in den komplexen Designprozess – von der ersten Skizze bis zum fertigen Produkt. Dabei betont er den Wert eines beeindruckenden Designs und warum er glaubt, dass in einer visuell überladenen Welt ein klares, prägnantes Design oft den größten Eindruck hinterlässt.
Die Idee war eigentlich, nach Schweden zu ziehen. Um dort leben zu können muss man natürlich eine Arbeit haben. Da kam mir die Idee, den Beruf als Grafikdesigner und Layouter als Freiberufler auf Distanz von Schweden aus weiter auszuüben. Mein damaliger Arbeitgeber, Globetrotter Ausrüstung in Hamburg, inbesondere mein damaliger Chef, war dieser Idee sehr aufgeschlossen und so fing die Reise an. Man muss bedenken, das zu dieser Zeit (1997) von Breitband-Anschluss noch keine Rede war …
»Man muss bedenken, das zu dieser Zeit (1997) von Breitband-Anschluss noch keine Rede war …«Warum haben Sie Sävsjö, Schweden, als Standort für Ihre Internetagentur gewählt?
Purer Zufall: meine Frau und ich haben in Sävsjö Kommun das passende Haus für uns gefunden. Wir hätten auch ganz woanders landen können, aber eine gewisse Nähe zu Hamburg war schon Voraussetzung wegen Familie und Kunden.
Sie betonen den Wert eines herausragenden Designs. Wie definieren Sie ein "herausragendes Design" und wie messen Sie seinen Erfolg?
”Herausragend” im Sinne von herausstechend, sich von der Masse abhebend ist schon ein Konkurrenzvorteil in unserer überfüllten, ”lärmenden” Zeit. Was herausragendes Design bewirken kann sieht man am gewaltigen Erfolg von Apple. Für viele ist schon allein das Design von Apples Produkten ein Kaufargument.
Ich hatte mal für die Tourismusbanche hier eine Broschüre über GPS-Wanderpakete gemacht. Auftrag war genau das: die Broschüre sollte “herausragen”, anders sein als die Masse der Info-Materialien in einer Touristeninformation. Dies schien gelungen: die einen fanden sie super und endlich mal anders, andere fanden sie ganz furchtbar, aber niemand hat sie gleichgültig gelassen, sie wurde wahrgenommen und das sollte ja erreicht werden.
»”Herausragend” im Sinne von herausstechend, sich von der Masse abhebend ist schon ein Konkurrenzvorteil in unserer überfüllten, ”lärmenden” Zeit.«Interweave-Media wurde 1999 gegründet und hat sich auf grafisches Design und Webdesign spezialisiert. Wie haben sich die Anforderungen und Trends in diesen Bereichen in den letzten Jahren entwickelt?
Webdesign hat sich seit Ende der 90er Jahre dramatisch verändert und weiterentwickelt, das ist schon ein Thema für sich. Anfänglich konnte man häufig noch komplett selber alles bis zur finalen Webseite entwickeln, heute muss man sich schon deutlich festlegen, welche Nische man belegen will. Grafikdesign insgesamt unterliegt natürlich Trends und Veränderungen, aber letztlich ist im Printbereich die Arbeit eher leichter geworden, insofern man den ganzen Arbeitsablauf von der Skizze bis zum fertigen Druckoriginal komplett abdecken kann. Zudem sind Grafikprogramme sowie die Betriebssysteme der Rechner selbst erheblich stabiler geworden und die Rechner enorm viel leistungsstärker - das spart Zeit.
Sie haben sowohl mit Großkonzernen als auch mit Einzelunternehmern gearbeitet. Wie passen Sie Ihre Strategien an, um den unterschiedlichen Anforderungen dieser beiden Kundengruppen gerecht zu werden?
Bei größeren Konzernen ist man natürlich meist nur ein Rädchen im Getriebe. Dort kann man jedoch auch – wie überall - mit schneller Reaktionszeit auf Anfragen bzw. Aufträgen sowie Zuverlässigkeit bei Ablieferung von Ergebnissen punkten. Bei Großkonzernen muss man in der Regel von einem bereits vorhandenem grafischen Profil ausgehen, also Schriften, Farben, Logo sind alle bereits vorgegeben. Bei kleineren Unternehmen hat man dagegen häufig auch die Chance, ein komplettes grafisches Profil bzw. Corporate Identity zu entwickeln. Das ist immer eine Verlockung für jeden Gestalter!
Können Sie uns einen Einblick geben, wie ein typischer Designprozess bei Interweave-Media aussieht? Wie gehen Sie von der Idee bis zur endgültigen Umsetzung vor?
Bei Auftraggebern, die ein bereits klares grafisches Profil haben, orientiert man sich in erster Linie an bereits vorhandenen Publikationen, um Kontinuität und die grafische Identität der Firma zu wahren. Ansonsten schau ich mir das Konkurrenzumfeld des Auftraggebers an um zu ermessen, wo die Messlatte liegt und wo der Auftraggeber selbst steht in diesem Umfeld. Meistens mache ich ein oder mehrere Entwürfe, die je für sich schon recht weit ausgearbeitet sind. Leider verstehen die wenigsten eine reine Ideenskizze, die grafisch noch völlig unausgearbeitet ist. Da kommen dann immer Kommentare wie: “warum grau? Geht es nicht auch mit einer anderen Farbe?”, ”..die Schrift gefällt mir garnicht!” usw. obwohl man doch erstmal z.B. nur eine grobe Verteilung des Inhaltes in einer Broschüre zeigen wollte.
Wie bleiben Sie in der ständig sich verändernden Welt des Web- und Grafikdesigns auf dem neuesten Stand?
Da muss man schon recht viel im Netz unterwegs sein. Dank Internet ist aber ja auch viel mehr Recherche viel einfacher möglich.
Design und Funktion sind Kernwerte von Interweave-Media. Können Sie ein Beispiel geben, wo diese beiden Aspekte in einem Ihrer Projekte perfekt harmoniert haben?Perfekt weiß ich jetzt nicht, aber es gab da schon einige Printprojekte wo ich das so sehen kann, wie unter anderem bei der oben bereits erwähnten Tourismusbroschüre. Ich habe auch an EU-finanzierten Projketen gearbeitet, zum Beispiel über spezielle mittelalterliche Kirchen hier in der Umgebung aus dem 11. bis 12. Jahrhundert, wo von Informationsbroschüren über Hinweisschautafeln bis zu Postkarten an ganzes Paket an grafischer Produktion geliefert wurde, welches seit sehr vielen Jahren im Einsatz ist. Ein anderes Beispiel ist ein Unternehmen in der Tourismusbranche aus Deutschland, welches Paddelreisen und Hundeschlittenabenteuer in Skandinavien anbietet, für das ich grafische Vorlagen in Form von Katalogen, Anzeigen usw. angefertigt habe, welche von ihnen inhouse seit vielen, vielen Jahren quasi unverändert für ihre Werbung benutzt werden. Das Design funktioniert also bis heute.
Wie sehen Sie die Zukunft von Interweave-Media? Gibt es spezifische Ziele oder Meilensteine, die Sie in den nächsten Jahren erreichen möchten?Solange Motivation und Lust am Gestalten vorhanden ist mache ich mit Freude weiter. Vielleicht werden dabei spezielle Ziele und Meilensteine erreicht, von denen weiß ich aber jetzt noch nichts ;-)
Zum Abschluss, welche Ratschläge würden Sie Unternehmen geben, die ihre Online-Präsenz stärken und ihren Kunden eine beeindruckende Design-Erfahrung bieten möchten?Eine ganz wichtige Sache scheint mir zu sein, immer und zuerst den (potenziellen) Besucher der Webseite im Fokus zu haben. Häufig wollen Firmen etwas vermitteln, was den Besucher weniger intressiert. Bei aller Suchmaschinenoptimierung mit Keyword-optimierten Texten und allem was dazugehört: wenn der Inhalt für den Besucher nicht relevant erscheint nützt das beste Ranking nichts; er klickt sich schnell weg. Außerdem ist ein seriöses, modernes und klares Design wichtig. Es nützt wenig, mit einem Retrodesign aus den Anfängen des Internet auf einem ersten Plätze im Google-Ranking zu landen, während die Konkurrenz bereits im Heute angekommen ist. Und last but not least: ”less is more”! Je weniger verwirrende und überladene Inhalte, desto leichter für den Besucher, den Überblick zu wahren. Hier wird gerne übertrieben, um vermeintlich bei Google besser zu ranken. Der Besucher aber klickt sich schnell weg …
»”less is more”! Je weniger verwirrende und überladene Inhalte, desto leichter für den Besucher, den Überblick zu wahren.«